Montags-riss

Was will man am subjektiven Montagmorgen? Genau, in der Luft zerrissen werden.
So wie es gerade eine Professorin bei einem Text von mir gemacht hat, und das Dumme ist:
Man kann nicht mal wiedersprechen, der Text war wirklich konfus. Wer das nicht glaubt:

Die Zukunft ist unsicher. Die Generation von Morgen ist Heute alles andere als viel versprechend. Wäre der oft verlachte Dialog der Generationen nicht langsam für beide Seiten lohnenswert?

Braucht’s das?
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Die Eltern sind überfordert – Jobs, Konsum, Selbstverwirklichung und vielleicht noch einen Nebenjob, um sich die Putzfrau leisten zu können. Da kann es dann schon schwierig sein, die Kinder aufzuziehen. Und es ist natürlich leichter, sie vor den Fernseher / die Playstation zu befördern. Die Bildung bleibt auf der Strecke, auch wenn Schröder vehement fordert, die Bildung zur obersten Priorität zu erheben, aber erst seitdem er aus dem Amt ist. Und natürlich ist es immer ein beliebtes Ziel – Lehrer sind Schüler, die den Absprung nicht geschafft haben. Das ist vielleicht nicht die beste Voraussetzung für eine Lehr-Tätigkeit, oder? Und auf denen kann man gut her umhacken, das Bildungssystem steckt tief im Sumpf und bietet deswegen ein großes, träges Ziel. Aber wie ist es denn Versumpft? Und was haben wir dazu getan, das die Karre so tief im Dreck steckt?

Das sagt man natürlich nicht so. Die Karre steckt nicht im Dreck, die Passagiere der Karre können nur nicht fahren. OK, fahren können sie, aber man nennt es „neue Kompetenzen“ oder „erweiterte Medienausbildung“. Oder brüllt: „Killerspiele sind an allem schuld!“ oder: „Beruf und Karriere müssen vereinbar sein!“ und stellt ein Beispiel als Ministerin auf – mit modisch-langen Namen, makelloser Frisur und genug Kleingeld, um sich Betreuer zu leisten.
Was dann aber nicht gemacht werden sollte, ist die Schulen anzuklagen. Wenn in einem weltweiten Vergleich das Land der Dichter und Denker bestenfalls zum Denken über (Waschbecken-) Dichtungen imstande ist – fehlende Perspektiven, schlechte Betreuung und dergleichen. Aber die Fehler liegen im Elternhaus. Dieses Elternhaus ist jedoch viel zu sehr damit beschäftigt um Selbstverwirklichung zu ringen. Doch wem wollen die älteren Semester noch etwas beweisen außer sich selbst und den Kollegen? Warum fordern sie 20jährige Berufseinsteiger mit akademischem Titel, Auslandspraktika und 30 Jahren Berufserfahrung – doch nur, das man endlich den Alt-68er-Traum vom Wohnmobil in Griechenland wahr machen kann. Das ist zwar kein Praktikum, aber immerhin Ausland. Doch nur weil sie von Anderen nur fordern, was sie selbst nicht geschafft haben.

Das sagt man natürlich nicht so. Die Kinder bewundern die Eltern immer, und das will man sich nicht verscherzen. Auch wenn man schon auf allen Bahnen versagt hat?
Nein, das sagen wir nicht. Aber wie soll diese Generation ihren Vorsprung gegen „Soft Skills“, World Wide Web und die Globalisierung halten? Ganz einfach: Man sorgt dafür, das die nächsten Generation mit Sicherheit schlechter gebildet ist – indem man den Zugang zur Bildung verbaut. Natürlich sagen wir das nicht so, sondern verweisen auf amerikanische Universitäten mit ihrer Zensur, Zweckbildung und den Rekrutierungsständen (Oder war es das, wovon man nicht sprach?). Nicht zu vergessen die Privatförderung, die man nötig macht, wenn man Studiengebühren einführt – und so die Leute von der Bildung abhält. Die Rutsche zum Prekariat wird mit „Exzellenzinitativen“ und verklausuliertem Bürokratendeutsch geschmiert. Damit die Funktions- und Führungselite einen ruhigen Renteneinstieg hat. Braucht die Ältere Generation den Kick, erfolgreicher gewesen zu sein, weil sie nicht mit Ipods umgehen kann? Oder wehren sich die Bildungsresistenten mit den Universaldilletanten zu sprechen?

Aber: Psst. Noch nicht. Lasst uns erstmal unsere eigene Rente genießen. Und flüstern: nach uns die Sintflut.

4 Antworten auf “Montags-riss”

  1. Kritik kann sich manchmal sehr grausam anfühlen. Letztendlich hilft sie aber – wenn sie konstruktiv ist und angenommen wird.

    Ich habe mal ein Seminar zu „Politischem Kommentieren“ mitgemacht. Die Profi-Journalistin hat uns und unsere Texte drei Tage lang ganz schön auseinander genommen, aber hinterher auch wieder aufgebaut. Mir hat es jedenfalls etwas gebracht.

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  2. nee, keine frage – das bringt schon einiges. aber es tut halt weh, nachdem man selbst den text eigentlich ganz nett fand 😦

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