“Recht ist die Wirklichkeit, die den Sinn hat, der Gerechtigkeit zu dienenâ€
- Gustav Radbruch
Dieses Zitat habe ich gerade in Bittner’s „Beruf Terrorist“ gefunden, und irgendwas hat im Hirn „Klick“ gemascht. Nicht weil ich im Seminar „Theorie der Gerechtigkeit bei Prof. Kessler letztes Semester nicht aufgepasst hätte, sondern weil es mal wieder den Drang ausgelöst hat, im Rauschen des Chaos wenigstens mal wieder die Stimme zu erheben.
Und somit stelle ich mich nun mit meiner Seifenkiste vor den Kirchturm, auf den Marktplatz, in die Fußgängerzone und Predige meine Sicht der Dinge – auch wenn ich als im Jahre 80 Geborener sehr gut weiß, das es nichts bringt. Warum? Weil ich mir einem Kanzler aufgewachsen bin (Birne) der Allen vorgemacht hat, das sich Verbrechen lohnt. Das es keine Gerechtigkeit gibt, sondern nur geschickt verkaufe Machtansprüche.
Was ich immer geglaubt habe – und immer noch glaube – der Kanon aus Werten, die sich, in meinem Fall, direkt aus dem Erwachsen werden der 68er ableite. Diese Mischung aus Selbstbestimmung, Freiheit, Verantwortung für andere, einen Staat – den man zwar piesacken muss und der viele Schwächen hat, aber im Grunde sinnvoll und gut ist – und seine Rechtsstaatlichkeit.
Und daraus erwache chi langsam. Nicht nur durch mein Studium (auch wenn Prof. Seeger versucht, die Flamme des Idealismus zu entzünden) , sondern durch die Welt um mich herum, und die Nadelstiche, die sie mir verabreicht. Und mich überlegen lässt, ob man nicht doch erst im Jahre 1984 ist.
Wie stark die Parallelen sind, will ich nun am Beispiel der letzen Woche zeigen. Eine Diskussion mit der Gosch, ein Blogeintrag, eine Schilderung des Englandurlaubs vom lügenden Bayern – mehr braucht es eigentlich nicht, um diese Kritik zu führen.
Der Blogeintrag ist der von Jochen Bittner – und der Wahnsinn, das es seit Jahren so war, und weiter sein wird, das eine Regierung einen Krieg seit Jahren führt, der auf einer Lüge basiert, das das entstehen der Lüge nur auf den Hinteren Bänken hinter vorgehaltener Hand erzählt wird – und das unsere Politiker, von denen ich (früher) geglaubt habe, das wenigstens sie ein Leitbild sein könnten, die das akzeptieren, ohne Kritik, ohne Aufschrei. Das wir in einer Zeit leben, in der es ein Lichtblick ist, wenn eine sinnlose Anklage gegen die CIA-Verbrecher erlassen wird.
Und nicht einmal das – niemand berichtet darüber. Das die Medien ihre Ecken und Kanten, ihre Stimme und ihre Macht hinter Leserzahlen und Zuschauer-prostitution, hinter Boulvardeskem Tittenwackeln prekariatsgerechter Statussymbole versteckt – das ist, in seiner Gesamtheit, ein Brocken, an dem ich schwer zu schlucken habe. Da in vollem Wissen gelogen wird, und jeder die Lüge kennt, und niemand sagt: So nicht.
Und wir reden hier nicht von „Osterhase und Weihnachtsmann“ , sondern von „Foltern ist OK, solange wir es anders nennen“ und „Wir sind zu faul, Fehler zu beheben, von denen wir wissen, das sie passieren“ – sprich, das Paket der Gesundheitsreform, an dem sich keiner die Finger schmutzig machen will. Vermutlich weil es keiner versteht.
Und hier komme ich zu einem anderen Punkt: den Gesundheitsnazis. da hatte ich mich HIER ja schon mal geäußert.
Aber das es in einer zeit, die mit der Akzeptanz der Widerbewaffnungsdebatte, mit der Diskussion in Talkrunden, mit Elephantenrunden und „The Revolution will be televised“ eine Diskussion gibt, wo nur eine Seite gehört wird, und die andere mit dem Stigma der Wertlosigkeit und Unmündigkeit versehen wird -das macht mich doch sehr nachdenklich.
Was auch kein angenehmer Gedanke war, ist der Vorgang der Entstehung dieses Eintrags.
Ich habe Überlegt, ob ich das so schreiben kann, einen Undifferenzierten Rundumschlag in Richtungen, die mir nicht behagen.
Und dann ist mir aufgefallen, das ich mich nur zu den Grundwerten unserer Gesellschaft bekenne. Und mir das Überlegen muss. Was ist das für eine Perspektive?
Ud das Zitat vom Anfang habe ich übrigens Hier gefunden, und wie so oft der Aufruf: lest mehr Bittner!
Eins der vorläufig letzten Bilder aus Dresden. Hat sich ja erledigt. Das gesamte Set ist HIER