Die kranke, schöne neue Welt. Und der Osten.

Nun habe ich Dresden wieder gesehen – mit einer einjährigen Distanz, mit neugewonnenem Positivismus, mit der Sihcerheit heir nicht mehr leben zu müssen.
Die Stadt sieht mit dieser Distanz ganz anders aus – wesentlich Freundlicher, viel Häßlicher und die Leute sind auch mit dieser Distanz noch komisch.

Eine Auffälligkeit, die meines Wissens nicht spezifisch für den Osten, sondern signifikant Medizinisch ist:
– für das Ausstellen eines Scheins an der hiesigen Medizinischen Fakultät wird eine Gebühr verlangt, die weder für alle Studienerende gleich ist, noch mit irgendwas zu rechtfertigen ist – und die Studierenden sind mehr oder minder damit einverstanden.
– ein anderes Beispiel: Die Vorlesung „Kardiologie – Akuter Myokardinfarkt“ (und Viele andere, Zumindest hier in Dresden) wird in einem Saal für 40 Studenten gehalten. 200 Studenten müssen diese Vorlesung besuchen. Wo hier die Logik ist, ist ganz einfach: Das Medizinstudium dient in erster Linie sich selbst und dem Selbstbild der Medizinprofessoren, die sich selbst als Hüter des härtstestens Studiengangs von allen sehen und deswegen das Studium so ausrichten – das die Studenten nach dem Studium komplett unfähig sind, mit nutzlosem Wissen vollgestopft und kilometerweit von der Arbeitsfähigkeit entfernt sind, interessiert keinen – die Prüfungs-ordnungen werden mehr oder minder jedes Semester neu ausgewürfelt, aber das alles interessiert nicht. Statt fähigen Heilern und Menschen mit Einfühlungvermögen werden Bürokraten, Apparatschiks, Auswendiglerner und Nachbeter herangezogen.

Niemand rebelliert, nieman muckt auf. Eine Schöne neue Welt.

Ein Mehrwert für den Leser: Besser nicht krank werden, es könnte ein Mediziner anwesend sein….

Gutes Neues!

To each and every reader a grande silvester and a happy new year!


Please accept with no obligation, implied or implicit, my best wishes for an environmentally conscious, socially responsible, low stress, non-addictive, gender neutral, celebration of the winter solstice holiday, practiced within the most enjoyable traditions of the religious persuasion of your choice, or secular practices of your choice, with respect for the religious/secular persuasions and/or traditions of others, or their choice not to practice religious or secular traditions at all; and a fiscally successful, personally fulfilling, and medically uncomplicated recognition of the onset of the generally accepted calendar year 2007, but not without due respect for the calendars of choice of other cultures, and without regard to the race, creed, color, age, physical ability, religious faith, choice of computer platform, or sexual preference of the wishees.

By accepting this greeting, you are accepting these terms. This greeting is subject to clarification or withdrawal. It is freely transferable with no alteration to the original greeting. It implies no promise by the wisher to actually implement any of the wishes for her/himself or others, and is void where prohibited by law, and is revocable at the sole discretion of the wisher. This wish is warranted to perform as expected within the usual application of good tidings for a period of one year, or until the issuance of a subsequent holiday greeting, whichever comes first, and warranty is limited to replacement of this wish or issuance of a new wish at the sole discretion of the wisher.

[…via Orsm…]

wrong end of the food chain

Racial Profiling

Gerade ein Zeuge der klassischen Ost-Neurose der Polizei geworden. Die Situation: Der Zug hat 16 Minuten aufenthalt, und da die Deutsche Bahn nur die Nichtraucher repräsentiert und sich weigert, Raucherabteile oder Rauchgelegenheiten zur Verfügung zu stellen, stehen halt ca. 15 Raucher in dieser Pause vor dem Zug und gehen gemeinsam ihrer Sucht nach – schön in einem Grüppchen, Nikotin sozialisiert nun mal.
Zwei Beamte der Polizei zauchen auf – und gehen zielstrebig auf die Gruppe zu. Anstatt zu grüßen, wird eine Person offischtlich arabischer Abstammung sofort kontrolliert – die anderen werden nicht mal angeschaut, gegrüßt wird sowieso nicht (man ist ja immerhin im Osten…) und die Personalien des Arabers werden aufgenommen und an die Zentrale durchgegeben.
Natürlich kommt nichts zurück (bei dem Bildungsstand unserer Schutztruppen würde der Name „Usama Bin Laden“ nichts auslösen…) und der Reisepass wird der Person wortlos zurückgegeben.
Was stimmt nicht? Genau, 15 Personen am Bahnsteig, einer wird herausgegriffen und wie der letzte Dreck behandelt – nicht mal die Basishöflichkeit – eine Begrüßung, eine Verabschiedung, eine Entschulidgung wegen der Umstände – nichts.
Darauf angesprochen antwortet der Araber ( auf Anfrage: Syrier) das das noch eine der netteren Begegnungen war.

Schönes neues Deutschland…

Reiseblog

Nun bin ich ja mal wieder in. Dresden. Nicht weil ich Dresden mag, oder gar hier sein will, sondern um die oft erwähnte P. zu besuchen und hier Silvester zu verbringen. Da diese WG aber aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen offline ist, waren die letzten paar Tage die Blogeinträge „mager“. Was hier genau passiert ist, und wie ich schließlich und endlich in einer Vorführung des Films: „Die Rotkäppchenverschwörung“ gelandet bin, das berichte ich ein anderes Mal – jetzt erstmal ein Bericht zur Reise, bis zu dem Zeitpuinkt, wo sich mein Akku verabschiedet hat.

Train to Günzburg

27.Dez.2006 13:59
so, dieser Eintrag entsteht, wie ich mit dem Zug meinem Silvester – Aufenthalt in Dresden entgegen „Eile“ – eine Regionalbahn, die fast 5 Stunden von Kempten nach Nürnberg (ja Klarkjeff, das sind die mit dem Größten Weihnachtsmarkt – nicht die Frankfurter!) braucht . Da werde ich dann aber in den Expresszug umsteigen können, der NUR (!) 3 Stunden nach Dresden braucht. Seufz.
Nun gut, das ist eine relativ bequeme Art und Weise zu reisen, aber mit der Billig-Kombi Bayernticket und Sachsenticket kommt man für 46.- nach Dresden – von Kempten. Man braucht zwar 7 1/2 Stunden, aber was solls – man hat ja Zeit und Zeit. Eigentlich nicht, aber so ist es halt. Und wenn wir in den letzten 50 Jahren eines gelernt haben, dann ist es, das Beschwerden bei der Bahn nichts bringen… Meine Idee für diesen Beitrag ist es, in mehreren Absätzen die Reise zu schildern – Reisejournalismus 2.0, sozusagen. Danach werde ich zwar Rückenschmerzen 3.0 haben, aber was solls.

27.Dez.2006 14:34
Sage und schreibe 9 Minuten bis zum ersten Halt, Günzach. Ein Höhepunkt der Zivilisation, die das Allgäu zeigt, das sich der Tourist vorstellt – Kühe, Grün, Berge, ein bisschen Schnee und eine Atmosphäre, das man nicht mal tot über dem Zaun hängen möchte…. Wenigstens bin ich gut vorbereitet, mit 2 Flaschen Wasser, gefakten kopfhörern ( falls wieder nervige Leute mich ansprechen, was sie irgendwann immer tun) und natürlich schlepptop und drei Bücher – glass soup von Jonathan Carroll, „Die Stadt der träumenden Bücher von Walter Moers (sieh die vor zwei Wochen erschienene Kritik) und „Neue Kriege“ von Herfried Münkler. Das sollte reichen. Hoffentlich. Wenn das Mädel mir gegenüber weiterhin ihre Sexualproblematik (Ja, werter lügender Bayer, es ist ein schönes Euter) mit einer Freundin in voller Lautstärke diskutiert, werde ich noch einiges zu lachen haben, aber das wäre bösartig, das zu posten….

27.Dez.2006 14:54
Nun hat man sich bis Nürnberg mit der Person unterhalten, BWL-Studentin, war Skifahren, bla bla bla – wenn die Mittelbayerische Ebene nicht so fad wäre, hätte ich gerade gar nicht zugehört. Aber der Mensch ist nun mal ein soziales Wesen, und besser mit jemandem Unterhalten als die Eigene Haltestelle zu verpassen.

27.Dez.2006 15:34
Unerkannt von anderen Reisenden hat sich mittlerweile er diabolische Plan meines Freundes entfaltet: Da mir Robse gestern wieder Test-Käse mitgegeben hatte (Danke nochmal!) schauen sich jetzt die Mitreisenden schon etwas aggressiv an – ein Älterer Herr in der Reihe hinter mir hat seiner Frau schon angemeckert, sie solle ihre Schuhe wieder anziehen – Tomme de Bauges ist ein Käse, der trotz strengem Geruch sehr würzig und ausgewogen schmeckt, und zwar optisch nicht viel hergibt, aber, bei trockenem Rotwein oder reifend in Bahnabteilen sein volles Aroma entfaltet. Hähähähh…..

27.Dez.2006 17:03
Kurzbesuch Nürnberg. 28 Minuten in der bayerischen Nordmetropole. Der Schrei: „Der Club ist schwul“ wird hier überraschend schlecht aufgenommen. Aber mit brilliantem Rucksackschwenk verteidigt, der das Käsearoma in die Gesichter der Attackierenden schleuderte. Eilige Flucht zum Bahnsteig, wo man schnell (aus Karma-gründen) einer älteren Frau (sichtlich aus ländlicher Umgebung) erklärt, das man die Türen des Zuges mit den Leuchtenden Knöpfen öffnet. Es bleibt spannend.

27.Dez.2006 17:19
Unterschichtendebatte live . Eine Familie (?) im Vierersitz neben mir erklärt sich selbst die Feinheiten internationaler Wirtschafspolitik auf trivialgnostischer Ebene. Ermüdend. McDonalds ist halt nun mal kein Mitglied des Sicherheitsrates der UN… Dafür freundliche Schaffnerin, die mir erklärt, warum der Zug mit drei Triebwägen fährt statt mit Einem – die Bahn ist seltsam.

27. 12. 2006 17:55
Nochmal Umgestiegen, sitze jetzt in dem Zugabteil, das nach Dresden fährt. Hoffentlich. Käsekriegsführung hinfällig geworden, da mein Sitznachbar schlimmer stinkt als der klassische Donnerbalken, ganz zu schweigen von den extremsten Käsesorten. Verstärkung von 2 (zwei!) schreienden Babys – was widerrum sehr schön eine Ãœberleitung zur Re-autorisierung der Erziehung bildet – das eine Baby ist ca. 6 Monate, das andere 14 Jahre. Bin geneigt, die weiße Flagge zu schwenken, was mir, falls das Renterehepaar vor mir anfängt zu sprechen, als der einzige Ausweg erscheint. Wie lange läuft man von Hof nach Dresden?

27. 12. 2006 18:07
Die Kinder sind nicht mal das schlimmste – stellt sich heraus, das der Zug selbst laut genug dröhnt, um jeden Gedanken auszuschalten. Das erklärt, warum sich Reisende immer NACH der Reise beschweren. Da ich vor mir nur die häßlichen Sitzbezüge sehe und mir viel zu warm ist, sind somit alle Sinnesorgane ausser dem Geschmack unter schwerem Beschuß. Ob die Genfer Konventionen derartige Fälle vorraussehen?

27. 12. 2006 18:19
Es gibt einen Ort namens Marktredwitz, wo alle seltsamen und irgendwie Ekligen Leute aussteigen. Vielleicht sollte ich hier mal Urlaub machen.

27. 12. 2006 18:33
Die Reststrecke, wenn man nur noch einmal Umsteigen muß, und das Ende der Odyssee in Sicht ist, ist das härteste. Obwohl es noch Drei Stunden sind, fühl es sich schon an wie ein Endspurt, und ist somit in seiner Länge sehr unangenehm. Wäre ic h Odysseus, ich wäre direkt aus dem Schiff in den Palast gestürmt und hätte gebrüllt: „Penelope, I’m home!“ – und wäre von den Freiern zerfetzt worden. Diese Analogie passt viel zu gut, als das ich darüber genauer nachdenken will. Schluß damit, der Akku setzt langsam aus…

Was auf die Augen (11)

Um dem geschätzen [tag]Leser[/tag] ( = DIR ) ausnahmsweise mal eine Mehrwert (Haha! Fachbegriff!) zu bieten, hier ein Desktop-hintergrundbild. Zum Verwenden: Anklicken, und im neuen Fenster erst auf „Original“ und dann mit Rechtsklick aufs Bild und „..als Hintergrundbild verwenden“

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In der Größe 1280 x 1024 Pixel

Achtung, Europa

Und jetzt sehe ich eine Zusammenfassung der Großereignisse des Jahres bis jetzt…. WM, SPD-Parteitag mit Beck, und ich denke an Thomas Mann. Nicht wie ihr jetzt denkt, ich habe ich gerade durch eine Biographie von ihm gewühlt und deswegen war das noch recht frisch im Gehirn verankert. Die Massen von Menschen zu sehen, die Jubeln für eine Sache, die nicht die ihre ist.

´Eins zu sein mit allem, was lebt!´ ruft Hölderlin im Hyperion. (…) Das dionysische Erlebnis, von dem diese Worte künden, finden wir erniedrigt wieder im kollektivistischen Rausch, in der rein-egoistisch-genußhaften, im Grunde nichts Reeles verbürgenden Lust des jungen Menschen am Marschieren im Massentritt unterm Singen von Liedern, die eine Mischung von heruntergekommenem Volkslied und Leitartikel sind. Diese Jugend liebt das allem persönlichem Lebensernst enthobene Aufgehen im Massenhaften um seiner selbst willen und kümmert sich um die Marschziele nicht viel. Aufgefordert, das Glück, das sie dabei findet, etwas näher zu bestimmen, legt sie nicht gerade viel Neigung zu konkreten Einlösungen und Verwirklichungen an den Tag.

Der vom Ich und seiner Last befreiende Massenrausch ist Selbstzweck; damit verbundene Ideologien wie ´Staat´ , ´Sozialismus´ , ´Größe des Vaterlandes´ sind mehr oder weniger unterlegt, sekundär und eigentlich überflüssig: der Zweck, auf den es ankommt, ist der Rausch, die Befreiung vom Ich, vom Denken, genau genommen vom Sittlichen und Vernünftigen überhaupt; auch von der Angst natürlich, der Lebensangst, die dazu drängt sich kollektivistisch zusammenzudrücken, es menschenwarm zu haben und recht laut zu singen…´

Thomas Mann: ´Achtung, Europa!´

In the Box

Seufz – weihnachtlicher und festiver wird es dieses Jahr nicht mehr…

Rosencrantz: Did you ever think of yourself as actually dead, lying in a box with a lid on it?

Guildenstern: No.

Rosencrantz: Nor do I, really. It’s silly to be depressed by it. I mean, one thinks of it like being alive in a box. One keeps forgetting to take into account the fact that one is dead, which should make all the difference, shouldn’t it? I mean, you’d never *know* you were in a box, would you? It would be just like you were asleep in a box. Not that I’d like to sleep in a box, mind you. Not without any air. You’d wake up dead for a start, and then where would you be? In a box. That’s the bit I don’t like, frankly. That’s why I don’t think of it. Because you’d be helpless, wouldn’t you? Stuffed in a box like that. I mean, you’d be in there forever, even taking into account the fact that you’re dead. It isn’t a pleasant thought. Especially if you’re dead, really. Ask yourself, if I asked you straight off, „I’m going to stuff you in this box. Now, would you rather be alive or dead?“ naturally, you’d prefer to be alive. Life in a box is better than no life at all, I expect. You’d have a chance, at least. You could lie there thinking, „Well, at least I’m not dead. In a minute somebody is going to bang on the lid, and tell me to come out.“
[bangs on lid]

Rosencrantz: „Hey you! What’s your name? Come out of there!“

Guildenstern: [long pause] I think I’m going to kill you.

Rituale

Kennt ihr das? Jede Familie (nehme ich jetzt mal an, und hoffe, das meine Familie da nicht so seltsam ist wie in vielen anderen Sachen) hat Rituale zu Weihnachten

Bei uns sind es eigentlich nur 4 Tagesordnungspunkte
a) bei der Bescherung nicht genau wissen, was man damit soll (Geschmacksfragen gibt es nicht nur in der „Zeit“)
b) Würstchen und Kartoffelsalat essen (haben schon Opa und Oma immer gemacht)
c) zu viel Wein trinken (…)
d) solange diskutieren , bis einer mit dem Gesicht voraus, aufgrund von Müdigkeit, auf den Tisch fällt

Die diesjährigen Themen (in dieser Reihenfolge)

    Sinn der EU (Subventionen)
    Bildungsreform (Perspektiven für Jugendliche)
    Die Kanzlerin (Einstimmig, aber sehr unhöflich gegenüber Frl. Merkel)
    Demographische Entwicklung (Generationenekonflikt / Realpolitik vs. Idealismus)
    Generationenkonflikt (Eine Abrechnung der 68er und der Generation X = Ich vs. Dad im Bezug auf Prinzipien und erstrebenswerte Ideale)
    Die Heizung (bei einem Heizkörper sollten wir den Regler ersetzen, da der Knopf kaputt ist, und deswegen ist die Küche im Temperatur-Bereich „Sauna“)
    Chancen der EU (Lobbyismus, Bürokratie und der Bürger)
    Der Sinn des Journalismus (Wie ändert sich die Gesellschaft, und welche Position haben die Medien)
    Nahostkonflikt (Wer traut sich in Deutschland, Israel zu kritisieren?)
    EU (verfassung und aktueller Stand)
    Wein (Welche Flashe wird getötet, sehr hitzig…)
    Italienischer Wein (Verdienste der 68er im Bereich der Multikulturelen Akzeptanz)
    Unterschichtendebatte (Die Durchsetzung der Bevölkerung mit Ideen)
    Wein (Den Franzosen oder doch den Sangiovese)
    EU (Die Idee der Verfassung der EU als Weitzerentwickliung des Nationalstaates und die Chance dieser Gedanken)
    Wein

Und hier hat sich mein Vater fast das Kiefer beim Gähnen ausgekugelt, und wir haben vertagt.
Aber manchmal weiß ich, warum ich
a) keinen Vaterschaftstest brauche (eine derartige Diskussionsroutine kann NUR erblich sein)
b) ich immer wieder froh bin über die Personen, die glücklicherweise meine Eltern sind.