Ich möchte ein bißchen über´s Älterwerden plaudern.
Also keine gereatrischen Phänomene, wie was macht man bei einem Kolbenreiber im künstlichen Hüftgelenk – Sondern so Älterwerden light- so ab 30.
Das ist ein bißchen ein sensibles Alter, so ab 30.
Nicht, daß es ein nicht sesibles Alter gäbe, aber so ab 30 ist ein bißchen ein sehr sensibles Alter. Also, der 30ste Geburtstag selbst ja noch nicht. Der gilt zwar als Wendemarke, aber das wird lauthals abgestritten, alle Freunde sind da, und es wird ganz groß gefeiert, und man ist so gut drauf – „Burschen, schauts mi au, i bin 30, oba es is ma wuascht!- und alle sagen “ Bravo, du scheißt di nix!“ Da wird gelauthalst, daß das doch überhaupt kein Thema ist -“ 30 Na geh bitte!, Na, wos soi jetzt sei, in Woaheit bin i an Tog öta gwuadn, na, wos soi jetzt sei?!“
Und man bietet der Zeit die Stirn.- Was ein Schwachsinn ist,- in zweifacher Hinsicht; erstens haut die Zeit nicht auf die Stirn, sondern aufs Zahnfleisch, auf den Magen und aufs Fettgewebe, und zweitens: die Zeit…. hat ja Zeit…..
Da steht man dann da,(Kämpferpose) „Schicksal, schlag nur zu, wir wollen seh´n, wer früher müd´ ich oder du!“(Naja-Blick) Und irgendwann kommst drauf, daß du nimmer so fett essen kannst – „Richtige Männer essen spät, heiß fett, scharf, schnell und viel-“ war einmal. Und du hast so das Gefühl, daß dich jeder Rausch Jahre von deiner Leber kostet. Und dir fällt auf, daß die Regenerationsphasen nach einem Rausch immer ein bißchen länger werden, -dafür werden die Räusche immer ein bißchen verzweifelter.
31ster Geburtstag, 32ster Geburtstag – und es interessiert niemanden, daß du jetzt 31 bist, und du scheißt da nix, daß du jetzt 32 bist, owa es is dir wurscht! Weil es IST wuascht! – du bist jetzt 31, 32 . Völlig uninteressants Alter.
Und das ist dann das Alter in dem man bemerkt, daß die wirklich wichtigen Dinge im Leben – offenbar alle großräumig vor dir ausgewichen sind. Das macht aber nichts, weil du auf die G´schwinde gar nicht sagen könntest, was die genau sind. Trotzdem gibt´s dann eine Phase, in der man sehr vielen Menschen auf den Nerv geht, weil man dauernd erzählt von den vielen Chancen man im Leben gehabt hat, und wie leid es einem tut, um die vielen Chancen, die man verpaßt hat; und man weiß genau, daß man jede Chance, die sich geboten hat, so gut genützt hat, wie es nur irgendwie ging,- und das ist dabei herausgekommen, – mehr hat das Schicksal nicht im Sackerl gehabt.
Wirklich große Veränderungen, die jetzt noch drin sind, in der Biographie, sind maximal eine Scheidung oder eine Kündigung, mehr ist da nicht drin, man weiß, das geht jetzt so bis hint´ ausse. Das ist keine Torschlußpanik, die einen da befällt, das ist eher das Gegenteil; Also, nicht das Gegenteil von einer Panik, das Gegenteil von einer Torschlußpanik; das Tor steht weit offen, und es steht noch lang offen, aber du weißt genau, es gibt nix mehr, das wird´s gewesen sein!
Man sieht den Abgrund am Ende des Tunnels. Es ist ein bißchen ein sensibles Alter. – Man ist auf einmal so alt, wie man vor einigen Jahren nie geglaubt hat, daß man je werden könnte, und wenn man ein verliebtes 16jähriges Pärchen neben sich im Aufzug ungeniert schmusen sieht, denkt man sich: “ So jung war ich nie!“ In diesem nicht ganz spannungsfreien Zustand beginnen einige, eigenartige Dinge zu tun.
Aus: GRUNDSÄTZLICHE BETRACHTUNGEN – anschaulich gemacht an kuriosen Einzelleistungen der Tücke des Alltags, was als Programmtitel vermutlich ein bißchen zu lang ist, zumal darin eine, sei´n wir ´mal ehrlich, sehr unelegante Genitivkette enthalten ist
