Auf dem Pott. (Teil 1) – Die Ochsentour

Es soll ja noch Zeichen und Wunder geben. Eines davon war der ausnahmsweise sinnvolle Tipp meines Mitbewohners, einen Zug früher nach Mainz zu fahren. Normalerweise sind seine Beiträge zum Gespräch immer von der Sorte „Wenn wir mit dem Reinigen lange genug warten, machen die Ameisen das für uns“.
Doch nein, diesmal hat er sich selbst übertroffen.
Die auf dem Fahrplan angegebenen 7 Minuten zum Umsteigen sind nämlich angesichts des Unternehmens und der Struktur des Mainzer Bahnhofs absolut utopisch. Also hat sich unser kleiner Zeitlupenbaer um 5 Uhr früh aus dem Bett gequält – was aber nicht so schwierig war, da ich vor Nervosität sowieso kein Auge zugemacht habe. Und nein, das ist keine Übertreibung – zum Zeitpunkt des Vorstellungsgespräches war ich bereits 28 Stunden ohne Unterbrechung wach. Ob das geholfen hat? Keine Ahnung, aber besser als nichts, oder?
Aber nach einer derartigen Nacht auf dem Bahnhof in Mainz zu stehen gehört nicht zwangsläufig zu den Höhepunkten meines Lebens. Der Bahnhof ist irgendwie kompliziert, verschachtelt und für meine morgendlichen Augen definitiv zu hell.
Nun gut, aber: Eine Regional früher gefahren, Zug erwischt.
Dann die Strecke am Rheinufer entlang gen Essen.
Die Loreley gesehen.
Ohne das Schild am unteren Rand hätte ich diesen übertriebenen Kieselstein nicht erkannt, aber immerhin.

1 Minute später säuselt mir eine blond gelockt, großbusige und Ausnehmend hübsche Junge Dame ins Ohr. Und ja, wäre ich Kapitän eines Schiffes gewesen, wäre das Schiff untergegangen. Aber ob die ertrinkenden Seeleute alter Zeit daßselbe Lied hörten? Auf jeden Fall, eine Walküre säuselte mir sanft und verführerisch ins Ohr.
„Fahrscheine, bitte.“


Der Pott-cast:
Auf dem Pott. (Teil 1) – Die Ochsentour
Auf dem Pott (Teil 2) – Die getaufe Maus im Gespräch
Auf dem Pott. (Teil 3) – Münz – Star.
Auf dem Pott (Teil 4) – Strg – ALT – Entf