Mein Leben als Flitzer.

Natürlich wird jetzt jeder sagen: "Der Zeitlupenbaer? Ein Flitzer? Klar, und als Nebenjob ne Racing-Schnecke!". Aber hey, es geht nun mal eher um die Wirkung. Und die durfte ich heute Zwei mal genießen.

Strike One
Das erste mal beim Arbeitgeber, auf der Suche nach dem Büro, in dem man als Werkstudent die Stunden-zettel abgibt. Heute passend für die Arbeit gekleidet – das Büro erreicht am Dienstag sportliche 34° Celsius, und die Luftzirkulation kann man sich vorstellen wie in einem Chilli-con-carne-geplagtem Darm. Nicht schön.
Also heute reagiert: Dünnes weißes T-Shirt, Jeans und Flipp-Flops. Vage unrasiert und sehr unausgeschlafen schlappt man (und ja, man SCHLAPPT) Richtung dem Büro, und kommt irgendwann auf der Vorstands-etage raus. Ein langer Gang, am Ende (Hoffentlich) das Ziel. Und dann biegt die Wilde Horde um die Ecke: 20 Leute, alles Männer, alles teure Anzüge, alle jung, dynamisch, fit und erfolgreich. Ein Pulk, durch den ich durch muss. Den Gedanken an eine Matula-rolle ins nächste Büro verwerfe ich, und breche durch. Und wie Antimaterie die normale Materie zum Explodieren Bringt, wurde ich in Blicken konfuser Strahlung gebadet. Was soll’s – ich bin Student, ich darf so aussehen. Aber wie furchtbar laut Flip-Flops sind, hört man erst, wenn man durch viel zu lange Gänge schlurft, mit viel zuwenig Leuten und sich einem Blicke in den Rücken bohren.

Strike Two
Aber dem nicht genug – man arbeit, man geht ins Videoseminar, man freut sich auf IHREN Besuch und trinkt im Mezzo noch zwei Gläser Wein. Der Himmel tut sich auf und der ersehnte Regen kommt. Also: Schuhe aus (Okay, Flipflops nicht mit den Zehen wieder eingesammelt, sondern in die Hand genommen) und die Panorama-Route nach hause genommen, barfuß durch tiefe Pfützen geplatscht und den Regen genossen, der aufs Schädeldach trommelt. Durch eine Wiese barfuß geplatscht, und auf dem Weg zur Wohnung gründlich durchnässt. Schee woars. Aber dann: Ein MiniVan hält an, und in Zigaretten-spick-Reichweite rennen 5 Ältere Damen wie erschreckte Hühner ins Haus, als wäre es Säure-Regen. Die Letzte (Mit provisorischem Regenschutz Typ „Lidl-tüte“) hält an, sieht mich, sieht mich grinsen, schüttelt den Kopf und verschwindet wie ein aufgescheuchtes Huhn ins Haus. Ich wusste echt nicht, wer jetzt ne größere Meise hat. Aber wenigstens einen Tag lang für etwas Verwirrung gesorgt. Bei schwitzenden Anzugträgern und Tchibo-Sommerkollektions-Fans aus Zucker.

Man sitzt dann auf der Terrasse, raucht ein Feierabend – Zigarettchen, und liest ein paar Seiten. Der Nachbar (sehr seltsamer Typ, wer ihn gesehen hat, wird mir zustimmen) kuckt fies aus seinem Kabuff, und versucht mich dann mit lauter, komischer Musik zu vertreiben. Sein Pech: Ich mag John Coltrane. Tja, und das war Strike Three. Morgen nehme ich mir einen Hattrick vor 🙂