No more twenty-something

30.
DREISSIG.

11110.
Nun gut, jetzt ist mein Lebensalter 30.
Ab sofort werde ich mein Lebensalter nur noch Hexadezimal angeben. 1E.

2 mal 15 Jahre Alt: Doppelt die schlimmste Zeit der Pubertät. („Mami, warum guckt Hubert immer beknackter aus?“ – „Sei ruhig, er ist gerade in der Pu-Bär-Tät!“)
3 mal Zehn: Trotzphase ahoi…
6 mal „grad eingeschult“.
0,5 mal Kurz vor der Pension.
0,25 mal vorm Altrersrekord bei einem Homo Sapiens Sapiens.
6 Jahre seit dem letzen Mal „Haben Sie einen Personalausweis“ beim Alkohol kaufen.

Kein Twenty-Something, und der Zwang zum Jugendlich sein fällt auch immer mehr weg – also, Kinder im Park anzumeckern noch nicht, aber man darf jetzt schon des öfteren mal sagen „Ne, das muss ich jetzt nicht verstehen“ und hat auch die gravitätische Weisheit, um die Phrase Mei, bist du blöd zu verwenden. Darauf freue ich mich ehrlich gesagt schon ziemlich, denn die übertrieben Toleranz unserer Generation (Wobei ich das „Unserer“ hier sehr freundlich anwende) geht mir Mittlerweilen ganz schön auf den Senkel – nicht weil ich Toleranz an und für sich schlecht finde, sondern weil sie das Lachen verbietet.

Mal ehrlich:

Eine Generation gleichgeschaltener Individualisten (Klicker…klicker….klicker. Hats schon gescheppert? Oder noch am Neon-Lesen/Chucks-Aussuchen/Nachrichten-glauben?),
mit einem Gerüttelt Maß „Ethno/Psycho/68er-Parolen/Gimme!Gimme!Gimme!“, einer Portion „Ne, Mathe war nie mein Fall“-Ignoranz und ein paar Parolen schafft in einem Schwatz auf der Straße mehr Lacher raus als die Komödianten der 70er. Sieht man an sich selbst auch, aber da darf man wenigstens noch Lachen.

Andere sind da weniger tolerant (Weil Toleranz ja immer nur ZUM Lächerlichen geht, nie VOM Lächerlichen kommt – ähnlich wie Emanzipation), und reagieren etwas pikiert, wenn Sie auf Ihre Erzählung vom Reiki-Kurs, der Shopping-Spree (Wurde mir gegenüber im Satzfluss angewendet!) und den „Das-musste-Lesen-hat-mein-Leben-Total-verändert-Buchtipps“ drittklassiger Komödianten und stotternder Psychosen-Krimis nur ein wieherndes Gelächter ernten. Oder auf „komplizierte Fragen“ nur ein Kopfschütteln, ein Seufzen und einen Themawechsel.

Auch lässig: neue Gesprächsoptionen sind freigeschalten:

  • „Wollen wir gemeinsam in die Seifenfabrik?“ (Anmach-Spruch, gelichzeitig Allgemeinwissencheck)
  • Die Stammkneipe heißt Kadaverkiste (Jetzt riecht sie nur so, auf dem Schild steht noch was anderes)
  • „Hach, ich hab das noch anders gelernt!“ (Sag ich jetz auch, aber immer mit Verweis auf ein bayerisches Abitur)
  • „Ich bin zu alt für diese Scheiße“ (Allzwecktauglich)
  • „Sorry, hab dir nicht zugehört, mein Hörgerät ist kaputt“ (Höflicher als „Mein Gott, bist du blöd!“)
  • „Ihr glaubt wohl, eure Generation hat Sex erfunden!“ (eine Art Joker)

Ausserdem darf ich jetzt jüngere Leute mit einem stilvollen, weil bleigefassten, Gehstock schlagen. Ein paar andere Tätigkeiten fallen mir auch noch ein, aber die will man den Lesern nicht zumuten – Ihr seid dafür noch zu jung.

Hehe – Gute Zeiten voraus!

Und weils dazu passt: Gunkl übers Älterwerden.

Ich möchte ein bißchen über´s Älterwerden plaudern. Also keine geriatrischen Phänomene, wie was macht man bei einem Kolbenreiber im künstlichen Hüftgelenk – Sondern so Älterwerden light – so ab 30. Das ist ein bisschen ein sensibles Alter, so ab 30. Nicht, dass es ein nicht sensibles Alter gäbe, aber so ab 30 ist ein bisschen ein sehr sensibles Alter. Also, der 30ste Geburtstag selbst ja noch nicht.

Der gilt zwar als Wendemarke, aber das wird lauthals abgestritten, alle Freunde sind da, und es wird gefeiert, und man ist so gut drauf –
„Burschen, schauts mi au, i bin 30, oba es is ma wuascht!- und alle sagen“Bravo, du scheißt di nix!“
Da wird gelauthalst, dass das doch überhaupt kein Thema ist – “ 30 Na geh bitte!, Na, wos soi jetzt sei, in Woaheit bin i an Tag öta gwuadn, na, wos soi jetzt sei?!“

Und man bietet der Zeit die Stirn. Was ein Schwachsinn ist, in zweifacher Hinsicht;
erstens haut die Zeit nicht auf die Stirn, sondern aufs Zahnfleisch, auf den Magen und aufs Fettgewebe, und
zweitens: die Zeit…. hat ja Zeit…..

Da steht man dann da,(Kämpferpose) „Schicksal, schlag nur zu, wir wollen seh´n, wer früher müd´ ich oder du!„(Naja-Blick)
Und irgendwann kommst drauf, daß du nimmer so fett essen kannst – richtige Männer essen spät, heiß, fett, scharf, schnell und viel. War einmal. Und du hast so das Gefühl, dass dich jeder Rausch Jahre von deiner Leber kostet. Und dir fällt auf, dass die Regenerationsphasen nach einem Rausch immer ein bisschen länger werden, dafür werden die Räusche immer ein bisschen verzweifelter.

31ster Geburtstag, 32ster Geburtstag – und es interessiert niemanden, dass du jetzt 31 bist, und du scheißt da nix, dass du jetzt 32 bist, owa es is dir wurscht! Weil es IST wuascht! – du bist jetzt 31, 32 . Ein völlig uninteressantes Alter. Und das ist dann das Alter in dem man bemerkt, dass die wirklich wichtigen Dinge im Leben – offenbar alle großräumig vor dir ausgewichen sind.

(…)

Das ist keine Torschlusspanik, die einen da befällt, das ist eher das Gegenteil; Also, nicht das Gegenteil von einer Panik, das Gegenteil von einer Torschlusspanik; das Tor steht weit offen, und es steht noch lang offen, aber du weißt genau, es gibt nix mehr, das wird´s gewesen sein!

Man sieht den Abgrund am Ende des Tunnels. Es ist ein bisschen ein sensibles Alter. – Man ist auf einmal so alt, wie man vor einigen Jahren nie geglaubt hat, dass man je werden könnte, und wenn man ein verliebtes 16jähriges Pärchen neben sich im Aufzug ungeniert schmusen sieht, denkt man sich: “ So jung war ich nie!“

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