31-30-17-2011 & Gunkl

r.i.c. 2010_12_234 Oh Gott, die Glocken! (Hier bitte vorstellen, wie ich wie Quasimodo durch das Zimmer wanke, und mir den Schädel halt). Wo kommt nun dieses infernalische Geschepper her? Nun, es ist einfach ein architektonisch-Physikalisches Phänomen. Der Kalk im Hirn rieselt mit dem in den Knochen um die Wette und die Mumien im Museum begrüßen mich mit High-Fives.

Ohne Witze: Ich bin mittlerweile so alt, dass mir meine früherer Erkenntnis „Trau keinem über Dreissig!“ – das Selbstvertrauen raubt, weil ich nun definitiv über Dreissig bin. Aber weil das Leben ja nicht nur Halbvoll und Halbleer sein soll, ist trotz altersgebeugtem Kreuz und wer sich jetzt fragt „Was soll den schon stressen?“ Dann ist die Antwort höchstwahrscheinlich „Der, der Gerade fragt!“ doch auch Positives, denn es gibt neue Gesprächsoptionen!

ric_049 Kamen zum Dreissiger „Na, das muss ich jetzt nicht verstehen!“ und „Das Problem mit deiner Generation ist, das ihr glaubt den Sex erfunden zu haben!“ in die Palette der Möglichkeiten – und gerade das mit dem Sex verwende ich überraschend oft, ist zum Einunddreissiger jetzt Folgendes freigeschalten: „Früher häts das nicht gegeben!“ und „Ach, die Jugend von heute!“ und „Wenn ich noch so jung wie du wäre„. Freu mich allein deswegen ja schon so ein bisserl auf den 32er, weil da gibts dann auch wieder Möglichkeiten, unter anderem den Klassiker „Ich bin zu alt für diese Scheisse!„. Und hoffentlich gewöhne ich mich im kommenden Jahr daran, ge-Siezt zu werden.

Und mittlerweile ist es ja eine kleine Tradition, zum Altern den großartigen Gunkl zum Thema Geriatrie zu Worte kommen zu lassen. Herr Professor Paal, was sagen Sie dazu?

Ich möchte ein bißchen über´s Älterwerden plaudern. Also keine gereatrischen Phänomene, wie was macht man bei einem Kolbenreiber im künstlichen Hüftgelenk – Sondern so Älterwerden light- so ab 30. Das ist ein bißchen ein sensibles Alter, so ab 30. Nicht, daß es ein nicht sesibles Alter gäbe, aber so ab 30 ist ein bißchen ein sehr sensibles Alter.

Also, der 30ste Geburtstag selbst ja noch nicht. Der gilt zwar als Wendemarke, aber das wird lauthals abgestritten, alle Freunde sind da, und es wird ganz groß gefeiert, und man ist so gut drauf – „Burschen, schauts mi au, i bin 30, oba es is ma wuascht!- und alle sagen “ Bravo, du scheißt di nix!“ Da wird gelauthalst, daß das doch überhaupt kein Thema ist -“ 30 Na geh bitte!, Na, wos soi jetzt sei, in Woaheit bin i an Tog öta gwuadn, na, wos soi jetzt sei?!“

Und man bietet der Zeit die Stirn.- Was ein Schwachsinn ist,- in zweifacher Hinsicht; erstens haut die Zeit nicht auf die Stirn, sondern aufs Zahnfleisch, auf den Magen und aufs Fettgewebe, und zweitens: die Zeit…. hat ja Zeit…..Da steht man dann da,(Kämpferpose) „Schicksal, schlag nur zu, wir wollen seh´n, wer früher müd´ ich oder du!“(Naja-Blick) Und irgendwann kommst drauf, daß du nimmer so fett essen kannst – „Richtige Männer essen spät, heiß fett, scharf, schnell und viel-“ war einmal. Und du hast so das Gefühl, daß dich jeder Rausch Jahre von deiner Leber kostet. Und dir fällt auf, daß die Regenerationsphasen nach einem Rausch immer ein bißchen länger werden, -dafür werden die Räusche immer ein bißchen verzweifelter.

31ster Geburtstag, 32ster Geburtstag – und es interessiert niemanden, daß du jetzt 31 bist, und du scheißt da nix, daß du jetzt 32 bist, owa es is dir wurscht! Weil es IST wuascht! – du bist jetzt 31, 32 . Völlig uninteressants Alter.

Und das ist dann das Alter in dem man bemerkt, daß die wirklich wichtigen Dinge im Leben – offenbar alle großräumig vor dir ausgewichen sind. Das macht aber nichts, weil du auf die G´schwinde gar nicht sagen könntest, was die genau sind. Trotzdem gibt´s dann eine Phase, in der man sehr vielen Menschen auf den Nerv geht, weil man dauernd erzählt von den vielen Chancen man im Leben gehabt hat, und wie leid es einem tut, um die vielen Chancen, die man verpaßt hat; und man weiß genau, daß man jede Chance, die sich geboten hat, so gut genützt hat, wie es nur irgendwie ging,- und das ist dabei herausgekommen, – mehr hat das Schicksal nicht im Sackerl gehabt.

Wirklich große Veränderungen, die jetzt noch drin sind, in der Biographie, sind maximal eine Scheidung oder eine Kündigung, mehr ist da nicht drin, man weiß, das geht jetzt so bis hint´ ausse. Das ist keine Torschlußpanik, die einen da befällt, das ist eher das Gegenteil; Also, nicht das Gegenteil von einer Panik, das Gegenteil von einer Torschlußpanik; das Tor steht weit offen, und es steht noch lang offen, aber du weißt genau, es gibt nix mehr, das wird´s gewesen sein!

Man sieht den Abgrund am Ende des Tunnels. Es ist ein bißchen ein sensibles Alter. – Man ist auf einmal so alt, wie man vor einigen Jahren nie geglaubt hat, daß man je werden könnte, und wenn man ein verliebtes 16jähriges Pärchen neben sich im Aufzug ungeniert schmusen sieht, denkt man sich: “ So jung war ich nie!“

Gunkl

 

Die Bilder sind aus einer Session mit der Augsburgerin, Mitte Dezember. Genaugenommen genau 33 Tage her. Viel passiert in der Zeit…

2 Antworten auf “31-30-17-2011 & Gunkl”

  1. Bärchen, erst wenn dir das Älterwerden so scheiß egal ist, dass du nicht mehr drüber nachdenkst, geschweige denn drüber bloggst, biste wirklich alt. Bis dahin: geh durch das offene Tor, hör nicht mit dem Bier auf und zeug was Lustiges. Soll einen ziemlich entlangweilen, sagt man 🙂

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